Das Kutscher-Syndrom

Lainox erforscht die Rolle der technologischen Innovation in der Küche. Dazu werden verschiedene Meinungen eingeholt. Unten finden Sie eine der Meinungen, die uns am meisten gefesselt haben und die mit unserer Meinung am besten übereinstimmen...

Durch meine Arbeit als Berater, aufgrund derer ich durch die ganze Welt reise und sowohl mit Anwendern als auch mit Herstellern von Geräten in Kontakt gelange, diskutiere ich häufig die Herangehensweise, die ein Produktionsbetrieb an die Innovation haben muss.

Im Laufe der Jahre, in denen ich meine Erfahrungen gesammelt habe, habe ich diese Frage zahllosen Unternehmen gestellt, und bis auf wenige Ausnahmen haben mir alle folgende Antwort gegeben: „Wir gehen auf die Anforderungen derer ein, die unsere Geräte benutzen, und wir fragen bei ihnen nach, was sie benötigen. Auf der Grundlage ihrer Bedürfnisse entwickeln wir dann unsere neuen Produkte.“

Meine Reaktion darauf ist immer dieselbe: „Aber kann dies tatsächlich als Fortschritt bezeichnet werden?“

Nehmen wir die Innovation des Autos als Beispiel. Wenn wir in der Vergangenheit einen Kutscher gefragt hätten, wie wir seinen Berufsalltag verbessern können, hätte er sich auf das beschränkt, was er schon kannte: eine praktischere Kutsche, bessere Stoßdämpfer, weichere Zügel etc.

Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass er sich etwas anderes vorzustellen gewagt hätte als das, was er bereits kannte. Leider finden wir das Kutscher-Syndrom in einem Großteil der Unternehmen in unserem Sektor wieder.

Was ich seit Jahren allen Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, zu verstehen geben möchte ist, dass es für eine echte Innovation im Bereich Food Service Equipment nicht ausreicht nur die Meinung und die Wünsche der „Kutscher“ zu hören. Es ist notwendig, sich das vorzustellen, was es heute noch nicht gibt, und dabei stets die Bedürfnisse all jener im Hinterkopf zu bewahren, die direkt in der Küche arbeiten. Dafür braucht es eine starke Bindung zu Personen, die in der Küche arbeiten, ein besonderes technologisches Know-how in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und - unabdingbar - den Geist eines Visionärs und Pioniers. Nur so kann etwas geschaffen werden, das tatsächlich den Unterschied macht.



Antoine Remi
Gastronomie-Berater